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Impact
Sustainable Finance Standort Deutschland? Zahlen, Fakten & Kritik
Im Sommer 2023 hat die BaFin ihre Sustainable Finance Strategie mit dem Fokus auf Klimawandel und Umwelt, soziale Fragen und eine gute Unternehmensführung vorgestellt. Jedoch verfolgt die BaFin keine eigenen Ziele oder lenkt Finanzflüsse.
Laut einer neuen HSBA Sustainable Finance Studie ist in Europa das Volumen nachhaltiger Geldanlagen rund zehn Mal mal so groß wie in den Vereinigten Staaten. Insbesondere die Finanzplätze Belgien und Frankreich haben bereits relativ früh die
Bedeutung von nachhaltigen Investments erkannt und haben demnach den Vorteil der First-Mover. Großbritannien scheint abgeschlagen und kann weder bei Finanzprodukten oder Intermediären punkten.
Achtung Greenwashing: Die derzeitige Situation in Deutschland ist geprägt durch unscharfe Nachhaltigkeitsdefinition, mangelnde Transparenz, wenig Daten und die Selbsteinstufung von Institutionen und Anlageprodukten.
Fakten zum Sustainable Finance Standort Deutschland - aus der HSBA Studie:
- Nach den USA und China weist Deutschland den weltweit größten Anteil "grüner" IPOs in den letzten zehn Jahren auf
- Mit 52 % Marktanteil ist Europa der weltweit größte Treiber für Green Bonds, bezogen auf das Gesamtemissionsvolumen. Deutschland trägt ca. ein Viertel des europäischen Marktes
- In vielen Bereichen ist insbesondere Frankreich weit vorne dabei, sei es bei Green Bonds oder auch Investmentfonds. Auch deren Förderbank(en) engagieren sich für die Finanzierung von nachhaltigen Projekten
- Die Nachhaltigkeit von deutschen Banken und ihrer Geschäftsmodelle lässt sich kaum messen
- Auch bei Versicherungen zeigt sich eine enorme Datenintransparenz und ein nicht eindeutig definierter Nachhaltigkeitsbegriff
- Am Anlagevolumen in Publikumsfonds gemessen spielen nachhaltige Anlagen in Deutschland bislang eine im europäischen Vergleich unterdurchschnittliche Rolle. Laut dem neusten FNG Marktbericht wächst das Marktvolumen auf 317 Milliarden Euro
- Auch hinsichtlich der Güte der Artikel-8 und Artikel-9-Fonds tauchen deutsche Fonds in der unteren Hälfte der Rangliste auf
- Es gibt noch großen Nachholbedarf für nachhaltige Private Equity und Venture Capital Investitionen in Deutschland
- Im Global-Green-Finance-Index (Vergleich der 86 globalen Finanzzentren bereits im 11. Jahr) spielt Green Finance überraschenderweise eine untergeordnete Rolle, der Fokus liegt auf Green Bonds
Keine pauschale Bewertung von Artikel-9-Fonds als "Impact-Fonds"
In einer neuen Studie der Universität Hamburg wurden 1.138 Fonds aus der Refinitiv Datenbank analysiert, die von den Anbietern gemäß EU Offenlegungsverordnung SFDR als Artikel-9-Fonds eingestuft wurden. Diese sollen im Gegensatz zu den Artikel-8-Fonds nicht nur Nachhaltigkeitsmerkmale berücksichtigen, sondern explizit eine nachhaltige Investition zum Ziel haben.
Insgesamt verfolgen nur 60 % der in der Studie untersuchten Fonds eine wirkungsorientierte Investment-Strategie. Als wirkungsorientiert ("impact-related") gelten - gemäß der Definition der G7 Impact Taskforce - Strategien, die neben den möglichen finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsrisiken auf Unternehmen auch mögliche externe Effekte der Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft berücksichtigen.
40 % der untersuchten Artikel-9-Fonds entsprachen einer nachhaltigkeitsbezogenen ("ESG-related") Investment-Strategie, die sich auf die Betrachtung möglicher finanzieller Auswirkungen von Nachhaltigkeitsrisiken beschränkt und kein explizites Impact-Kriterium berücksichtigt.
Hinzu kam die Tatsache, dass bis Januar 2023 zahlreiche Neubewertungen stattfand. So wurden 273 der insgesamt 1.138 untersuchten Fonds von den Anbietern neu bewertet und als Artikel-8-Fonds eingestuft. Die Zahlen der Artikel-9 Downgrades decken sich mit dem Morningstar Research Q1 2023
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