Building Circular
Materialkreisläufe schließen – Wettbewerbsvorteile durch ReUse im Innenausbau
Montag, 22. April 2024 | Online Event
95% CO2-Einsparung, 50% schneller und günstiger, bei gleicher Gewährleistung und Qualität?
Concular - das digitale Ökosystem für zirkuläres Bauen - und UNDKRAUSS zeigen die Praxis des ReUse von Baumaterialien am Beispiel der innovativen Nutzung von Systemtrennwänden der Firma CLESTRA. Die Trennwände, einst Teil des PRISMA-Gebäudes in Frankfurt am Main, demonstrieren den erfolgreichen Kreislauf durch Zwischenlagerung im Urban Mining Hub Berlin und erneuten Einsatz in einem Bauprojekt in Berlin-Adleshof.
Die Veranstaltung bietet einen Einblick in die Vorteile und Herausforderungen der Wiederverwendung von Materialien im Bauwesen. Es wird diskutiert, welche Materialien sich besonders für ReUse eignen und wie Bauherren von Verfügbarkeit, Planungssicherheit und Zertifizierungen profitieren können. Darüber hinaus wird erörtert, wie ReUse auf die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) und die EU-Taxonomie, insbesondere das Ziel der Kreislaufwirtschaft, einzahlt.
Concular und UNDKRAUSS gehen auf die zentralen Herausforderungen ein, darunter Gewährleistung, Haftung und Versicherung, und beleuchten Lösungen, um diese zu überwinden. Die Veranstaltung zielt darauf ab, die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen zu betonen und praktische Wege aufzuzeigen, wie Unternehmen durch ReUse Wettbewerbsvorteile erlangen können.
Teilnehmende erhalten Einblicke in die strategischen und praktischen Aspekte der Materialwiederverwendung, unterstützt durch das konkrete Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Concular, UNDKRAUSS und weiteren Partnern.
Event-Zusammenfassung (KI)
Materialkreisläufe schließen – Wettbewerbsvorteile durch ReUse im Innenausbau
Im Rahmen der Veranstaltung „Materialkreisläufe“ diskutierten Dominik Campanella, Mitgründer und CEO von Concular, sowie Majd Zughaibi, Partner bei Unkraut, über die Herausforderungen und Potenziale der Implementierung von Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. Die beiden Unternehmen, bekannt für ihre innovativen Ansätze im Innenausbau, zählen zu den Vorreitern nachhaltiger Konzepte und untermauern die Bedeutung von Ressourceneffizienz als Schlüsselstrategie zur Reduktion von Umweltbelastungen.
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Wiederverwendung von Baumaterialien. Hierbei stellte Dominik Campanella ein wegweisendes Projekt aus Berlin-Niederrad vor, bei dem das Bürogebäude „Prisma“ unter Anwendung besonderer Methoden umgestaltet wurde. Anstatt die bestehenden Systemtrennwände abzubauen und zu entsorgen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Partnerunternehmen Clestrad eine Alternative entwickelt: Die Trennwände wurden vor Ort in einer eigens dafür errichteten Aufbereitungsanlage in der Tiefgarage des Gebäudes aufgearbeitet und in die neue Raumaufteilung integriert. Diese Vorgehensweise reduziert nicht nur erheblich den CO2-Ausstoß, sondern spart auch merklich Kosten, indem die Neubeschaffung entfällt. „Unser Projekt verdeutlicht, wie durch gezielte Vor-Ort-Aufarbeitung massive Ressourcen gespart und die Abfallmenge drastisch reduziert werden können“, erklärte Campanella.
Ein weiteres Highlight war der Re-Mininghub in Berlin, der als Zwischenlager für Materialien fungiert, die während des Rückbaus eines Gebäudes gewonnen werden. Diese Materialien finden in neuen Bauprojekten Verwendung und schließen die logistische Lücke zwischen Rückbau und Neubau, die sich oft über Wochen oder Monate erstrecken kann. Solche Lösungen zeigen die praktischen Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft und betonen die Notwendigkeit intelligenter Projektlogistik und Kooperation mit verschiedenen Partnerunternehmen.
Eine zentrale Hemmschwelle für die Wiederverwendung von Baumaterialien ist die Gewährleistungssicherheit. Campanella betonte die Bedeutung der Partnerschaften mit Versicherungen, um Sicherheiten zu bieten, die denen neuer Materialien entsprechen. „Alle Materialien, die über Concular bezogen werden, haben eine Gewährleistung wie bei neuen Produkten“, so Campanella. Dies schafft Zuversicht bei Bauunternehmen und Immobilienentwicklern, dass ökologische Initiativen auch wirtschaftlich risikolos umsetzbar sind.
Majd Zughaibi unterstrich zusätzlich die Vorteile des Design-Build-Modells, wobei das Bauunternehmen die Planung der erforderlichen Komponenten übernimmt, was die frühzeitige Integration nachhaltiger Praktiken in der Entwurfs- und Ausführungsphase erleichtert. "Entscheidend ist, dass nachhaltige Materialien bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden", sagte Zughaibi und hob die Bedeutung kreativer Lösungsansätze hervor.
Dabei spielt die Qualitätssicherung eine entscheidende Rolle. Die Zusammenarbeit mit Herstellern und die Bereitstellung technischer Datenblätter sind essentiell, um die Qualitätskontrolle zu gewährleisten. "Durch präzise Planungen können wir die notwendige Qualitätssicherung nahtlos gewährleisten", erklärte Campanella.
Die Veranstaltung thematisierte auch die Bedeutung von Versicherungslösungen im Kontext von zirkulären Baumaterialien. Campanella betonte die Zusammenarbeit mit der VHV Versicherung, um Produkte zu entwickeln, die den spezifischen Anforderungen der Kreislaufwirtschaft gerecht werden. Majd Zughaibi fügte hinzu, dass eine detaillierte Risikobetrachtung für jedes Projekt erforderlich sei: „Jedes Projekt wird individuell bewertet, um die spezifischen Risiken und Anforderungen zu erkennen.“
Ein eindrucksvolles Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung ist der Co-Working-Space in der Boxhagener Straße in Berlin, der unter Einbindung wiederverwendeter Trennwände aus einem früheren Projekt in Stuttgart entstand. Diese Praxis illustriert die Möglichkeit, hochwertige Materialien effizient zu nutzen und gleichzeitig Transportwege zu optimieren.
Die Veranstaltung hob deutlich hervor, dass die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen keine rein ökologische Notwendigkeit darstellt, sondern auch vielfältige wirtschaftliche Chancen bietet. Durch innovative Geschäftsmodelle und verstärkte Marktstellungen der beteiligten Unternehmen werden neue Dynamiken erschlossen. Die Diskussion unterstrich auch die Notwendigkeit, die gesamte Wertschöpfungskette effizient und partnerschaftlich zu gestalten, wobei Rücknahmesysteme und Ökobilanzen, sowie die Reduktion von CO2-Emissionen, zentrale Herausforderungen darstellen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Implementierung von Materialkreisläufen in Kombination mit digitaler Technologie, wie der von Concular entwickelten Software zur Erstellung von Ökobilanzen, entscheidend für den langfristigen Erfolg dieser Praktiken in der Bauindustrie ist. Diese Ansätze verleihen der Bauwirtschaft eine neue, zukunftsgerichtete Perspektive, die sowohl ressourcenschonend als auch wirtschaftlich vielversprechend ist.
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