Dank der Feiertage im Mai können die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Viertagewoche testen. Ansonsten bleibt das Thema für viele jedoch eher theoretisch. Rund um den Tag der Arbeit haben Politikerinnen, Gewerkschafts- und Arbeitnehmervertreter in den Medien darüber gestritten: Die einen befürworten die Viertagewoche bei gleichem Lohn, während die anderen gegen die reduzierte Arbeitszeit argumentieren - insbesondere wegen des Fachkräftemangels. Und in dieser Hinsicht haben sie tatsächlich Recht.

Bis 2060 könnten in Deutschland fünf Millionen Arbeitskräfte fehlen. Wie sollen Unternehmen dann noch ihre Leistung erbringen, wenn ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitszeit reduzieren? Doch gerade weil sich der Arbeitsmarkt so stark verändert, ist Untätigkeit keine Option. Um zukunftsfähig zu bleiben, braucht es radikale Ideen und den Mut, sie auszuprobieren.

Mehr Mut zu weniger Arbeit: Blick über die Grenzen

Spanien zeigt derzeit, wie es geht. Dort können Unternehmen ein staatliches Förderprogramm nutzen, um bis zu 30 Prozent ihrer Beschäftigten bei gleichem Lohn um mindestens zehn Prozent weniger Stunden arbeiten zu lassen. Die Regierung zahlt den Firmen eine Entschädigung und investiert 9,6 Milliarden Euro in dieses Projekt, das zunächst auf zwei Jahre angelegt ist.
In Deutschland gibt es bislang kein vergleichbares Pilotprojekt oder viele Unternehmen, die eine Viertagewoche bei vollem Lohn ausprobieren. Eine solche Mentalität können sich Firmen im internationalen Wettbewerb jedoch nicht mehr leisten. In Großbritannien möchten 56 von 61 Arbeitgebern, die an einem Pilotprojekt teilgenommen haben, die reduzierte Arbeitszeit bei vollem Lohn beibehalten. Die Bilanz im Versuchszeitraum war positiv mit 1,4 Prozent mehr Umsatz, 65 Prozent weniger Krankheitstagen und deutlich weniger Kündigungen. Experten gehen davon aus, dass eine Viertagewoche dazu beitragen könnte, dass mehr Frauen ihre Arbeitszeit auf Vollzeit erhöhen und dass es für Arbeitgeber von Vorteil sein kann, sich der "anspruchsvollen Gen Z" als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren.

Fazit

Es ist offensichtlich, dass eine Viertagewoche allein nicht ausreicht, um Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen. Es bedarf weiterer Maßnahmen, wie beispielsweise dem Wegfall unnötiger Meetings oder der Reduktion von zeitfressender Dokumentationsarbeit. Technologien können dazu eingesetzt werden, um sinnentleerte Aufgaben zu übernehmen und somit Menschen mehr Zeit für sinnvolle Tätigkeiten zu verschaffen.