Der Klimawandel sowie die Regulatorik zur Verringerung der Treibhausgasemissionen im Einklang mit den 1,5 Grad Zielen des Pariser Klimaabkommens haben bereits Auswirkungen auf die finanzielle Leistungsfähigkeit und den Wert von Immobilienanlagen. Dabei ist das GHG Protocol die Grundlage für die Bilanzierung und Berichterstattung von THG Emissionen. Der PCAF Global GHG Accounting and Reporting Standard for the Financial Industry verfeinert und erweitert die Bilanzierungsregeln des GHG Protokolls für Emissionen der Scope 3 Kategorie 15 mit dem Ziel, eine detaillierte Anleitung für jede Assetklasse zu geben.

Doch bislang fehlte die Harmonisierung sowie klare Empfehlungen zu den möglichen Bilanzierungsansätzen auf Basis des GHG Protocol Corporate Accounting and Reporting Standard 2004 (Equity Share, Financial Control, Operational Control).

Gemeinsam veröffentlichen PCAF, CRREM und GRESB nun einen technischen Leitfaden in der Version 1.0 für die Bilanzierung und Berichterstattung operativer CO₂e Emissionen entlang Scope 1-3 für Real Asset Owner anhand von Beispielen verschiedener Vertragsstrukturen zwischen Vermieter und Mieter(n). 

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Entscheidend ist vor allem die Offenlegung und Begründung des gewählten GHG Protokoll Ansatzes im Nachhaltigkeitsbericht.
Allgemein gilt:

Scope 1 umfasst alle direkten Treibhausgasemissionen aus Quellen, die Unternehmen besitzen oder kontrollieren. Bei Gebäuden ist die primäre Quelle für Scope 1 Emissionen die Verbrennung fossiler Brennstoffe vor Ort, ggf. auch Biomasse zur Erzeugung von Wärme, z.B. für die Stromerzeugung, Raumheizung, die Produktion von Warmwasser oder zum Kochen. Auch Firmenwagen zählen zu Scope 1.

Scope 2 umfasst indirekte Emissionen aus der Erzeugung eingekaufter oder erworbener Elektrizität, von Dampf, Wärme oder Kälte. Bei Immobilien bezieht sich Scope 2 vor allem auf den Stromverbrauch. Allgemeinstrom ist somit stets Scope 2 für Vermieter. Ebenso zählen Emissionen aus gekaufter Wärme bzw. Kälte dazu, z.B. aus Fernwärme oder Fernkälte. Das GHG Protokoll definiert zwei Berechnungsmethoden:

  • Die ortsbezogene Methode (location based) quantifiziert Scope 2 Emissionen auf Basis der durchschnittlichen Emissionsintensität der Stromnetze, in denen der Energieverbrauch stattfindet. Emissionsfaktoren werden häufig anhand von nationalen Grenzen definiert, können jedoch auf lokaler Ebene basieren.
  • Die marktbasierte Methode (market based) quantifiziert Scope 2 Emissionen auf Basis der Emissionen, die mit den Erzeugern verbunden sind, von denen die Organisation Strom bezieht. Insofern spiegelt die marktbasierte Methode die Entscheidungen einer Organisation in Bezug auf ihre Stromversorgung wider und bietet einen Mechanismus zur Erfassung des Energieeinkaufs erneuerbarer Energien, die letztlich die Emissionen reduzieren.

Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen, die nicht auf den Kauf energiebezogener Emissionen zurückzuführen ist. Der Grenzbereich von Scope 3 kann je nach Berichtsziel sehr breit gefasst werden, einschließlich der Upstream- und Downstream-Emissionen aus verschiedenen Teilen der Wertschöpfungskette. Embodied Carbon bzw. Upfront Carbon nach Ökobilanz Modulen A1-A5 zählt zu den Upstream Emissionen. Downstream Emissionen stellen die Ökobilanz Module B1-B5 sowie C1-C4 dar.

Für Banken bzw. Kreditgeber ist Scope 3 Kategorie 15 von Bedeutung: Investitionen werden als nachgelagerte Emissionen (Downstream) eingestuft, da die Bereitstellung von Kapital oder Finanzmitteln eine Dienstleistung ist, die von dem berichtenden Unternehmen erbracht wird. Somit müssen Kreditgeber je nach LTV des Objekts ihren Anteil als Scope 3 berichten.

Scope 3 stellt im Immobiliensektor stets den größten Anteil dar.

Bei BUILTWORLD fokussieren wir am 25.09. mit Prof. Dr. Sven Bienert, Jan von Mallinckrodt & Robert Kitel: GHG Protocol Scope 1-3 für Immobilieninvestoren