Regenwaldschutzprojekte nach REDD+ eignen sich nicht für den Klimaschutz. Dabei stellt der Projekttyp "Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation" bzw. REDD+ gemäß dem United Nations Framework Convention on Climate Change etwa ein 1/4 aller bisher ausgestellten Zertifikate im Rahmen der freiwlligen Kohlenstoffmärkte dar. Sowohl Regierungen, Organisationen, Gemeinschaften als auch Einzelpersonen vergüten Maßnahmen zur Erhaltung von Waldlandschaften (hauptsächlich in den tropischen Regionen des Globalen Südens) und damit verbundene Treibhausgasemissionen zu vermeiden.

REDD+ ist jedoch nicht darauf ausgelegt, die wichtigsten kommerziellen Treiber der Entwaldung zu adressieren. Es braucht einen anderen Ansatz als die globalen frewilligen Kohlenstoffmärkte (Voluntary Carbon Markets), um kritische Ökosysteme wie den Amazonas und das Kongobecken wirksam zu schützen, so die Schlussfolgerung einer neuen Studie.

Der 196-seitige Studie des UC Berkeley Carbon Trading Project zufolge, setzt sich trotz mehr als 3 Milliarden US-Dollar an Unterstützung und fast einer halben Milliarde ausgestellter Kohlenstoffzertifikate in den letzten 20 Jahren die Entwaldung der waldreichen Länder des Globalen Südens in alarmierendem Maße fort.

Ein Schlüsselergebnis der Forschung ist das weit verbreitete und signifikante Überausstellen von Zertifikaten (Over-Crediting) bei den REDD+ Zertifizierungsmethoden über alle Qualitätsfaktoren hinweg. Laut der Projektleiterin Barbara Haya "profitieren alle Beteiligten am Kohlenstoffmarkt, von den Käufern und Verkäufern von Zertifikaten bis hin zu den Registrierungsstellen, die die Regeln schreiben, und den Prüfern, die sie durchsetzen."

Dem Bericht zufolge führen die REDD+ Waldschutzprojekte nach Verra’s VM0006, VM0007, VM0009 und VM0015 zu starken Umweltauswirkungen. Einige Projekte bieten keinen Schutz für gefährdete Waldgemeinschaften.

Die auftraggebende NGO Carbon Market Watch wirft REDD+ grobe Governance Fehler vor: Die derzeitigen REDD+ Methoden für Projekte sind nicht in der Lage, hochwertige Klimaschutzmaßnahmen zu erbringen und sicherzustellen, dass die Projekte ihren Ansprüchen gerecht werden. Die Methoden machen die lokale Bevölkerung und die lokalen Umwelt anfällig für kommerzielleAusbeutung. REDD+ bietet den Initiatoren große Schlupflöcher, um den echten Impact ihrer Projekte überhöht darzustellen. Dies ist vor allem auf die übermäßige Flexibilität und den Ermessensspielraum zurückzuführen, die diese Methoden den Initiatoren und Prüfern lassen. Dies öffnet Tür und Tor für Spielereien und Rosinenpickerei auf Kosten des Klimas, der Umwelt, lokaler Gemeinschaften und indigener Völker.

Da Verra gerade dabei ist den eigenen Ansatz für REDD+ zu überarbeiten und eine neue konsolidierten Methodik zu entwickeln, ist es zwingend erforderlich, die Lücken und Schlupflöcher zu schließen, die die es Projektinitiatoren ermöglichen, sich auf diese Praktiken einzulassen. Es ist Zeit für strengere Methoden und Richtlinien und die Anpassung von Standards an die Wissenschaft.

Gilles Dufrasne, Policy Leiter bei Carbon Market Watch fasst zusammen: “Offsetting should be axed. It cannot work in its current form, and carbon markets must evolve into something different. The focus should be on getting money to the right place, rather than getting as many credits as possible,” 

Ein anderer, besserer Weg nach vorne?

  • Eindämmung der nachfrageseitigen Treiber der Entwaldung. In hohem Maße treiben die Nachfrage von industrialisierten und schnell wachsenden Volkswirtschaften nach Lebensmitteln (insbesondere Fleisch und Tierfutter), Fasern, Erzen und Brennstoffen die Entwaldung und Walddegradierung voran. Gesetzgebung und regulatorische Maßnahmen von Regierungen auf allen Ebenen können national und global nachhaltigen Handel vorschreiben.
  • Unterstützung von Waldplänen, die von indigenen und lokalen Gemeinschaften entwickelt wurden. Viele indigene Völker und lokale Gemeinschaften sind und bleiben effektive Waldschützer, benötigen jedoch oft zusätzliche Ressourcen zur Unterstützung ihrer Institutionen angesichts des zunehmenden Drucks auf die Wälder.
  • Beiträge & Mittel können Organisationen, Fonds, Programmen und Projekten zur Verfügung gestellt werden, die den Klimawandel mildern, ohne quantifizierte Vorteile als Ausgleich zu zählen.
  • Schuldenerlass: Einige Regierungen dulden waldzerstörende Aktivitäten, weil die Exporte daraus dringend benötigte Deviseneinnahmen generieren. Kohlenstoffzertifikate sind die neueste Entwicklung in dieser Reihe von preisgünstigen tropischen Exportgütern.
  • Faire Klimafinanzierung: Vollständige Finanzierung für die internationalen Finanzeinrichtungen, die eingerichtet wurden, um Entwicklungsländern bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen und der Konvention über die biologische Vielfalt zu helfen und für die enormen Verluste und Schäden durch den Klimawandel zu entschädigen.
  • Fokus auf den größten Treiber des Klimawandels – fossile Treibhausgasemissionen. Um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen, muss die globale Gemeinschaft Maßnahmen ergreifen, die sich darauf konzentrieren, Emissionen fossiler Brennstoffe an der Quelle zu reduzieren.