IMPACT: SFDR Artikel 9 Immobilienfonds
Donnerstag, 18. Juli 2024 | Virtual Online Event
Wo stehen wir bei der SFDR in 2024 im Immobiliensektor?
Seit Inkrafttreten der Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation) im März 2021 wurden Fondsprodukte initiiert, welche ein nachhaltiges Investmentziel verfolgen und Artikel 6, Artikel 8 oder Artikel 9 der Offenlegungsverordnung entsprechen. Trotz ihrer positiven Ziele gibt es mehrere Gründe, warum die SFDR umstritten ist:
Komplexität und Unklarheit:
- Komplexe Anforderungen: Die SFDR enthält umfangreiche und detaillierte Offenlegungsanforderungen, die für viele Unternehmen und Finanzmarktteilnehmer schwer zu verstehen und umzusetzen sind
- Unklare Definitionen: Einige Begriffe und Konzepte innerhalb der SFDR, wie z.B. "nachhaltige Investitionen" oder "wesentliche nachteilige Auswirkungen", sind nicht eindeutig definiert. Dies führt zu Unsicherheiten darüber, wie diese Anforderungen praktisch umzusetzen sind.
Dynamik und Änderungen:
- Ständige Anpassungen: Die SFDR ist Teil eines sich ständig weiterentwickelnden Regulierungsrahmens in Sustainable Finance
Gemeinsam diskutieren wir unter anderem:
- Klare Standards für Artikel 9 Immobilienfonds
- Regulatorische Unsicherheiten, was ist aus Brüssel zu erwarten?
- Datenqualität: Excel oder ESG Tool?
- Kosten & Performance
- Transparenz & Nachverfolgbarkeit
Event-Zusammenfassung (KI)
EU-Regulierung und nachhaltige Finanzprodukte: Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Im Rahmen der Veranstaltung „IMPACT: SFDR Artikel 9 Immobilienfonds“ tauschten sich Branchenexperten über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich nachhaltiger Finanzprodukte aus. Zu den Diskutanten gehörten Susanne Eickermann-Riepe, Beraterin und ESG-Spezialistin, Markus Niedermeier, Geschäftsführer bei einem Finanzdienstleister, Alexander Happ, Mitgründer von Sidos, und Andreas Hofstätter von PWC Österreich. Im Mittelpunkt standen die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) und deren Einfluss auf die Finanzmärkte.
Ein wesentlicher Diskussionspunkt betraf die Bewertung der Artikel-8- und Artikel-9-Fonds, zwei Klassifizierungen der EU-Offenlegungsverordnung. Diese Fonds sind unterschiedlich eng mit ESG-Faktoren verknüpft. Während Artikel-9-Fonds als besonders nachhaltig eingestuft werden, da sie spezifische nachhaltige Ziele verfolgen, scheinen sie im Markterfolg hinter den Erwartungen zurückzubleiben. Susanne Eickermann-Riepe kommentierte: „Artikel 9 bleibt hinter den Erwartungen zurück“. Die Ursachen hierfür liegen unter anderem in regulatorischen Herausforderungen und unklaren Haftungsfragen, was auf die Notwendigkeit einer Überarbeitung des regulatorischen Rahmens hindeutet.
Im Gegensatz dazu verzeichnen die Artikel-8-Fonds eine höhere Akzeptanz im Markt. Eickermann-Riepe stellte fest: „Artikel 8 ist klar vorne, während Artikel 9 echte Herausforderungen aufweist“. Dies deutet darauf hin, dass Marktteilnehmer zwar bereit sind, in nachhaltige Investments zu investieren, aber möglicherweise durch bestehende Regularien in ihrer Auswahl eingeschränkt werden.
Ein weiterer bedeutender Aspekt der Diskussion betraf neue Produktkategorien wie „Sustainable Products“ und „Transition Products“. Diese neuen Kategorien, die von Hofstätter skizziert wurden, sollen dem Markt flexiblere und gleichzeitig nachhaltigere Finanzproduktoptionen bieten, ohne die bestehenden Klassifizierungen zu ersetzen. Hofstätter kommentierte: „Die 6, 8 und 9 werden nicht ersetzt, aber durch neue Produktkategorien ergänzt“. Diese Anpassungen sollen helfen, vorhandene Finanzinstrumente und Transformationsprozesse innerhalb bestehender Portfolios zu berücksichtigen.
Die Aufmerksamkeit der Teilnehmer richtete sich ebenfalls auf die EU-Taxonomie, die als Maßstab für ökologische und potenziell soziale Investitionen dient. Andreas Hofstätter betonte die wichtige Rolle der Taxonomie als „das Maß der Dinge“ für ökologische Investitionen. Diese Taxonomie regelt detailliert die technischen Screening-Kriterien und sozialen Mindestanforderungen. Die fehlende Sozialtaxonomie blieb ein diskutierter Schwachpunkt, deren Einführung jedoch vorerst verschoben wurde.
Markus Niedermeier hob hervor, dass für Immobilienfonds die strikte Einhaltung der ESG-Kriterien unerlässlich ist, mit einer klaren Strategie zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. Dies verdeutlicht die Bedeutung der doppelten Wesentlichkeit, bei der sowohl die Auswirkungen auf die Umwelt als auch die Geschäftsbedeutung berücksichtigt werden müssen. „Wir haben von Haus aus gesagt, wir haben ein 100%-Kriterium. Alles, was wir da reinkaufen, muss die Kriterien erfüllen“, erklärte Niedermeier.
Ein weiterer Punkt der Debatte war die „Transaktion zu Grün“-Strategie, die von Alexander Happ erläutert wurde. Diese Strategie nutzt aktuelle Marktchancen, um langfristige Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Für nachhaltige Investitionen sei „jetzt sicher nicht die falsche Zeit, aber Entscheidungen werden durch bestehende Unsicherheiten erschwert“, so Happ. In diesem Kontext sind besonders die Herausforderungen innerhalb der Immobilienfonds markant, wo Anleger teilweise die Rückgabe von Fondsanteilen einforderten, was die Marktphase zusätzlich belastete.
Eickermann-Riepe konzentrierte sich auf die Messbarkeit und Anlagestrategien von Immobilienfonds. Die Notwendigkeit, Anlageziele zu definieren und auf präzise Kriterien zu reduzieren, wurde hervorgehoben. Damit einher geht die Herausforderung der fortlaufenden Wirkungsmessung und der Prüfung nicht-finanzieller Informationen durch Auditoren. Dies stellt eine ständige Herausforderung dar, vor allem im Zuge einer möglichen Wiederbelebung der Diskussion rund um eine soziale Taxonomie.
In der Diskussion zur sozialen Nachhaltigkeitszertifizierung beschäftigten sich die Experten schließlich mit der Integration von sozialen Kriterien in bestehende Zertifizierungsstandards. Eickermann-Riepe unterstrich: "Wir versuchen, diese Kriterien ähnlich wie ein zusätzliches Climate-Zertifikat an die Standards anzuhängen." Die erfolgreiche Integration und ständige Überprüfung dieser Kriterien sollen deren Akzeptanz und praktischen Nutzen verbessern.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass trotz der Fortschritte bei der Integration sozialer Aspekte in die Zertifizierungsstandards Raum für Verbesserungen existiert. In den nächsten Jahren wird die Herausforderung darin bestehen, ein robustes und nachvollziehbares System zur Messung und Bewertung des sozialen Impacts von Investitionen zu etablieren, das die Branche aktiv angehen muss. Die Diskussion regte an, dass Nachhaltigkeitsanforderungen kein Hemmnis, sondern eine Chance darstellen, was besonders in der Immobilienbranche zu einem Umdenken führen könnte, um den gestiegenen Erwartungen an BUILTWORLD, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gerecht zu werden.
Panelisten
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