Zwischen Normen und Realität: Die Herausforderungen des Schallschutzes im Holzbau

Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die kontinuierliche Weiterentwicklung im Bereich des modernen Holzbaus. Sun Jensch hob die Bedeutung von Holz als nachhaltiges Baumaterial hervor, indem er auf die Flexibilität und Umweltfreundlichkeit von Holz verwies. "Holz ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch umweltfreundlich", betonte Jensch. Diese Aspekte sind besonders im mehrgeschossigen Neubau von Bedeutung, wo Schallschutz, Brandschutz und die Statik wesentliche Herausforderungen darstellen.

Der Schallschutz war ein weiteres zentrales Thema des Webinars. Die Notwendigkeit, bestehende Normen zu hinterfragen und an moderne Anforderungen anzupassen, wurde von mehreren Referenten angemerkt. Prof. Dr. Andreas Rabold beleuchtete die Relevanz der DIN 4109, die Mindestanforderungen an den Schallschutz regelt, wobei die Herausforderung häufig in der mangelnden Passgenauigkeit für den Massivholzbau liegt. "Der bisherige Mangel an Verfahren in der DIN-Norm macht uns Schwierigkeiten in der Planung", erklärte Rabold.

Sun Jensch kritisierte zudem die bestehenden Normen zur Bewertung des Trittschalls, die häufig wichtige Frequenzbereiche nicht umfassend abdecken. Er forderte "Spektrumanpassungen, um den Einfluss tiefer Frequenzen korrekt zu bewerten", und betonte, dass dies essentiell für die akustische Qualität von Bauwerken sei.

Ein bedeutender Beitrag kam von Philipp Erler, der die Vorteile der Digitalisierung im Bauwesen herausstellte. Er betonte die Relevanz der Industrialisierung im Wohnbau und erklärte, wie maßgeschneiderte, volldigitale Bausysteme den Bauprozess optimieren können. Diese ermöglichen nicht nur effiziente Abläufe von der Planung bis zur Montage, sondern fördern auch die Nachhaltigkeit und die intelligente Materialnutzung im Holzbau.

Der Dialog zwischen Theorie und Praxis wurde insbesondere durch die Diskussion um innovative Entwicklungen im Bereich der Bauakustik bereichert. Niklas Humm stellte den Einfluss neuer DIN-Normen vor, die präzisere Berechnungsverfahren und wirtschaftlichere Schallschutzlösungen ermöglichen. Diese Entwicklungen bieten nicht nur kosteneffiziente Baumethoden, sondern auch die Möglichkeit, den Schallschutz effektiv zu verbessern.

Mahmoud Kasem unterschied zwischen Innen- und Außenlärmbelastungen und pries Fortschritte im Holzbau bezüglich des Schallschutzes an. Durch den Einsatz von Entkopplungstechniken und spezifischen Masse-Feder-Dämpfer-Systemen können Trittschall und Luftschall signifikant reduziert werden. Dabei hob er die Bedeutung der richtigen Materialwahl und Delta-Kj-Werte für effiziente Schallschutzmaßnahmen hervor.

Die Veranstaltung „BUILTWORLD“ hat eindrucksvoll die Notwendigkeit verdeutlicht, technologische Innovationen mit praxisgerechten Lösungen zu kombinieren, um den Herausforderungen des modernen Bauens gerecht zu werden. Die Experten waren sich einig, dass frühe Integration von Fachwissen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Bauherren, Architekten und Fachplanern entscheidend für den Erfolg moderner Bauprojekte sind. Dies gewährleistet nicht nur Kosteneffizienz, sondern auch die Nachhaltigkeit der Bauwerke, die zunehmend im Fokus der Branche steht.

Zukunftsorientierte Ansätze im Zusammenspiel mit bewährten Technologien bilden die Basis dafür, dass der Holzbau sein volles Potential entfaltet. Die Kombination aus praktischer Erfahrung und theoretischer Forschung eröffnet neue Wege, um die Effizienz und Nachhaltigkeit im Bauen mit Holz zu steigern. Es ist die proaktive Weiterentwicklung und Anpassung bestehender Normen und Technologien, die es ermöglicht, im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation nachhaltige und qualitativ hochwertige Bauwerke zu schaffen. Die Veranstaltung bot nicht nur wertvolle Erkenntnisse, sondern legte auch den Grundstein für weitere Entwicklungen, die in den kommenden Jahren die Zukunft des Bauwesens prägen werden.