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DGNB Neubau Version 2023: Die zentralen Neuerungen im Blickpunkt
Mittwoch, 17. Januar 2024 | Online Event
Die Evolution des Zertifizierungssystems für nachhaltiges Bauen
Die neuen herausgearbeiteten Schwerpunkte der Version 2023 des DGNB Zertifizierungssystems erklärt & gemeinsam diskutiert.
Die überarbeitete DGNB Version 2023 legt einen klaren Fokus auf Nachhaltigkeitszertifizierung und passt sich gezielt an europäische Standards an. Durch die Reduzierung der Kriterienliste von 37 auf 29, mittels geschickter Themenzusammenfassung und Eliminierung nicht mehr notwendiger Indikatoren, wird die Zertifizierung zugänglicher gestaltet. Besondere Beachtung fand dabei die EU-Taxonomie, der EU-Berichtsrahmen Level(s) und das QNG-Siegel, um den Dokumentationsaufwand zu minimieren und das DGNB-Zertifikat als überzeugenden Nachweis für nationale und internationale Vorgaben zu etablieren.
Die Neuerungen der überarbeiteten Version gehen über die Kürzung der Kriterienliste hinaus. Mit der Einführung von Mindestanforderungen in der höchsten Auszeichnungsstufe, Platin, verpflichten sich Zertifikatsinhaber bis spätestens 2030 zur Klimaneutralität im Betrieb. Dies unterstreicht den klaren Kurs in Richtung Nachhaltigkeit und die Anpassung an gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen. Transparente Begründungen sind nun auch für Entscheidungen über Rückbauten erforderlich, ebenso wie der Nachweis von Mindestbeiträgen zur Förderung der Biodiversität und zur Mobilitätswende für die höchste Zertifizierungsstufe.
Die Gesamtüberarbeitung des DGNB-Zertifizierungssystems verfolgt das Ziel, Nachhaltigkeitsstandards in der Bauindustrie zu erhöhen und den Zertifizierungsprozess gleichzeitig zu verschlanken. Die Verpflichtungen in Bezug auf Klimaneutralität und transparente Entscheidungsfindungen spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Débora Alves de Alcantara und Nadine Haberbosch, unsere Expertinnen, werden die überarbeiteten Schwerpunkte der Version 2023 des DGNB-Zertifizierungssystems detailliert erläutern und laden herzlich zu einer konstruktiven Diskussion ein. Erfahren Sie mehr über die fortschrittlichen Anpassungen und die Zukunft der Nachhaltigkeitszertifizierung im Bauwesen.
Event-Zusammenfassung (KI)
DGNB Neubau Version 2023: Die zentralen Neuerungen im Blickpunkt
Im Rahmen der Veranstaltung "BUILTWORLD" diskutierten die Expertinnen Débora Alves de Alcantara und Nadine Haberbosch die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der nachhaltigen Bauzertifizierung. Besonders im Fokus stand die 2023er Version des DGNB-Zertifizierungssystems, die wesentliche Neuerungen und Anpassungen beinhaltet, um den wachsenden Anforderungen an nachhaltiges Bauen gerecht zu werden.
Das DGNB-Zertifizierungssystem ist seit langem ein wesentlicher Standard für nachhaltiges Bauen in Deutschland. Die Version 2023 bringt bedeutende Änderungen mit sich, insbesondere die Neugewichtung der ersten drei Bewertungssäulen, was ihre Relevanz erhöht. Alcântara betont: „Die Gewichtung bei den ersten drei Säulen des Bewertungssystems hat sich erhöht, was deren Bedeutung in der Nachhaltigkeitsbewertung steigert.“ Dies spiegelt die sich wandelnden Anforderungen an eine nachhaltige Bauplanung wider.
Die Integration der QNG-Anforderungen (Qualitätssicherungs- und Nachweis-Gesellschaft) in die neue Zertifizierungsversion bleibt jedoch eine Herausforderung. Laut Haberbosch fehlt derzeit die Kompatibilität mit der aktuellen Version: „Im Moment geht es nicht.“ Diese Situation stellt Projekte, die bereits nach den neuen Standards arbeiten wollen, vor erhebliche Herausforderungen, denn sie sind auf die Akkreditierung angewiesen.
Trotzdem ist die DGNB Version 2023 darauf ausgelegt, die Integration dieser sowie weiterer regulatorischer Ansprüche, einschließlich der EU-Taxonomie, zu fördern. Diese strategische Ausrichtung unterstreicht den Anspruch der DGNB, sich zukunftssicher zu gestalten und den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion lag auf den geänderten Mindestanforderungen für die DGNB-Zertifizierung, die insbesondere für die Platin-Zertifizierung verschärft wurden. Alcântara erläuterte, dass die Anzahl der zu erfüllenden Kriterien für eine Platin-Zertifizierung von 8 auf 15 gestiegen ist. Während für Silber und Gold jeweils acht Kriterien erforderlich sind, setzt Platin umfassendere Nachweise voraus. Diese Anhebung spiegelt die Notwendigkeit höherer Standards beim nachhaltigen Bauen wider.
Besondere Neuerungen betreffen die verpflichtende Ökobilanzierung für alle Neubauten. Diese verlangen, dass unterschiedliche Indikatoren je nach Zertifizierungssystem berücksichtigt werden. Während das Global Warming Potential (GWP) entscheidend für QENG ist, fordert die DGNB zusätzliche Werte wie das Versäuerungspotenzial und die Ozonschichtbildung. Dies unterstreicht die Komplexität moderner Zertifizierungsprozesse.
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Integration von Klimagefahren in die Nachhaltigkeitsbewertung. Laut Haberbosch sind diese zu einem essenziellen Kriterium für die Grundresilienz von Gebäuden geworden, was deren Marktfähigkeit erheblich beeinflusst. Besonders die Verbindung mit der EU-Taxonomie wurde hervorgehoben, da überlappende Anforderungen bestehen, die für zusätzliche Sicherheitsmerkmale im DGNB-Zertifikat sorgen.
Die neue Version des DGNB legt ebenfalls großen Wert auf die soziokulturelle und funktionale Qualität von Gebäuden. Eine bedeutende Neuerung ist die Einführung des "Nullbarriere"-Konzepts, das eine schwellenlose Bauweise fordert. Damit werden Zusatzpunkte für die Berücksichtigung barrierefreier Bauweisen vergeben.
Ebenso wird das zirkuläre Bauen forciert, indem eine Rückbauanleitung zur Wiederverwendung von Baumaterialien als Voraussetzung eingeführt wird. Dies steht in engem Zusammenhang mit der EU-Taxonomie, die einen Anteil von 70% Wiederverwertung fordert, auch wenn dieses Kriterium im DGNB-Zertifikat noch nicht vollständig abgedeckt ist.
Die vielschichtigen Anforderungen der DGNB und der QNG verdeutlichen den tiefen Graben zwischen unterschiedlichen Regulierungsansprüchen. Haberbosch machte deutlich, dass die Taxonomiekonformität nicht als bloßer Nebeneffekt eines Zertifizierungsprozesses behandelt werden kann: „Die Grundlage, anhand derer dies berechnet wird, ist bei QNG eben eine andere.“ Damit wird der Bedarf an zusätzlicher Dokumentation und individualisierten Anforderungen offenbar, um eine umfassende Taxonomiekonformität sicherzustellen.
Ein weiterer Diskussionspunkt war der Einsatz digitaler Technologien wie BIM (Building Information Modeling) im Gebäudebetrieb. Obwohl BIM-Modelle einen großen Nutzen bringen könnten, bleibt ihre Anwendung im Betrieb laut den Referenten vielfach ungenutzt. Wolfgang Moderegger stellt fest: „BIM-Modelle im Gebäudebetrieb – so gut wie nicht gesehen.“
Die Veranstaltung „BUILTWORLD“ verdeutlichte, dass die Balance zwischen den Anforderungen der DGNB, den Erwartungen an Nachhaltigkeit und den Anforderungen der EU-Taxonomie eine komplexe Aufgabe darstellt. Während die DGNB-Zertifikate einen bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltiges Bauen darstellen, ist es entscheidend, individuelle Anforderungen und spezifische Zertifizierungskriterien sorgfältig zu beachten. Nur so kann die volle Bandbreite an Nachhaltigkeits- und Konformitätszielen erreicht werden.
Panelisten
Programm
08:00 – 08:05
CET
Begrüßung
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BUILTWORLD
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08:05 – 08:45
CET
Einblick in die neue DGNB Version 2023 - Unterschiede zur Version 2018
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AIS Management
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AIS Management
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08:45 – 08:55
CET
Verknüpfung in EU-Taxonomie, QNG und CRREM-Pfad
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AIS Management
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AIS Management
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08:55 – 09:00
CET
Ausblick - Nächste Events zum Thema
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BUILTWORLD
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